Ein Sturm der Diskussion hat die Tenniswelt erfasst, nachdem Victoria Azarenka, die ehemalige Weltranglistenerste und zweifache Grand-Slam-Siegerin, eine deutliche Forderung an die Women’s Tennis Association (WTA) gerichtet hat. Die 35-jährige Belarussin, die derzeit auf Platz 30 der Weltrangliste steht, nutzte die Plattform eines kürzlich veröffentlichten YouTube-Videos auf dem Kanal „What The Vlog“, um eine „große Frage“ über die Zukunft des Tennis aufzuwerfen. In einem Gespräch mit ihren Kolleginnen Daria Kasatkina und Elina Avanesyan sprach Azarenka offen über die Notwendigkeit einer Regeländerung – und ihre Worte könnten weitreichende Konsequenzen für den Sport haben. Was genau fordert sie, und warum könnte dies die Struktur der WTA-Tour nachhaltig verändern?
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Azarenka ist keine Fremde darin, ihre Meinung zu äußern. Seit Jahren ist sie eine prominente Stimme im WTA-Spielerrat, wo sie sich für Themen wie den Schutz von Müttern im Profisport und eine gerechtere Verteilung von Preisgeldern eingesetzt hat. Doch dieses Mal richtete sie ihren Blick auf den überladenen Turnierkalender und die Auswirkungen auf die Spielerinnen. „Wir spielen viel zu viel!“ erklärte sie mit Nachdruck. „Ich denke nicht, dass die Spielerinnen der aktuellen Generation 20 Jahre lang spielen können, so wie ich es getan habe. Der Kalender ist zu intensiv.“ Ihre Kritik zielte insbesondere auf die jüngste Verlängerung der WTA-1000-Turniere ab, die nun oft über zwei Wochen statt wie früher über eine Woche laufen. Für Azarenka ist dies ein Schritt in die falsche Richtung – sowohl für die Gesundheit der Spielerinnen als auch für die Qualität des Spiels.
Die Belarussin argumentierte, dass die Verlängerung der Turniere nicht nur die physische Belastung erhöht, sondern auch die Balance zwischen großen Events und kleineren Turnieren stört. „Ich würde es vorziehen, wenn die WTA-1000-Turniere im einwöchigen Format bleiben,“ sagte sie. „Wir sollten andere Turniere für schlechter platzierte Spielerinnen in der Nähe haben.“ Ihrer Ansicht nach würde dies nicht nur den Topstars mehr Erholungszeit geben, sondern auch den weniger bekannten Spielerinnen bessere Chancen bieten, Punkte und Preisgeld zu sammeln. „Das allgemeine Wachstum des Frauentennis ist positiv,“ räumte sie ein, „aber ich bin mir nicht sicher, ob die Erweiterung der Tableaus wirklich das ist, was wir wollen. Wir möchten mehr Preisgeld und Turniere von guter Qualität.“
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Azarenkas Worte kommen zu einem Zeitpunkt, an dem die WTA bereits unter Druck steht, ihren Ansatz zu überdenken. Die Einführung eines neuen Rasenturniers im Jahr 2025 zur Vorbereitung auf Wimbledon zeigt, dass Veränderungen im Gange sind. Doch für viele Spielerinnen bleibt der Kalender ein Problem. Die Saison 2024 sah eine Rekordzahl an Turnieren, und die Belastung zeigte sich in einer Welle von Verletzungen bei Topstars wie Iga Świątek und Aryna Sabalenka. Azarenka selbst hat in ihrer Karriere mit gesundheitlichen Rückschlägen zu kämpfen gehabt, insbesondere nach der Geburt ihres Sohnes Leo im Jahr 2016. Ihre Erfahrung als Mutter und Veteranin verleiht ihrer Forderung zusätzliches Gewicht – sie spricht nicht nur für sich, sondern für eine neue Generation, die unter den aktuellen Bedingungen leiden könnte.
Die Reaktionen auf Azarenkas Vorschlag waren gemischt. Auf X lobten viele Fans ihre Offenheit: „Endlich sagt jemand, was wir alle denken – der Kalender ist Wahnsinn!“ schrieb ein Nutzer. Andere jedoch sahen in ihrer Kritik eine Gefahr für die Expansion des Sports. „Mehr Turniere bedeuten mehr Sichtbarkeit und Geld für den Frauensport,“ argumentierte ein Kommentator. „Wenn wir das reduzieren, könnten wir zurückfallen.“ Doch Azarenka ließ sich nicht beirren. Sie betonte, dass Qualität über Quantität gehen müsse: „Ich kann mich nicht erinnern, dass jemand gesagt hat: ‚Lasst uns mehr Tennis machen.‘ Wir brauchen eine Balance, die die Spielerinnen schützt und den Fans trotzdem großartige Matches bietet.“
Ein zentraler Punkt ihrer Forderung ist die Nachhaltigkeit. „Wenn wir so weitermachen, werden wir die Talente der Zukunft ausbrennen,“ warnte sie. Für Azarenka, die seit 2003 auf der Tour spielt, ist dies keine abstrakte Sorge – sie hat selbst erlebt, wie schwer es ist, über Jahrzehnte hinweg auf höchstem Niveau zu bleiben. Ihre Karriere, geprägt von Höhen wie den Australian-Open-Siegen 2012 und 2013 und Tiefen wie Verletzungen und persönlichen Herausforderungen, macht sie zu einer glaubwürdigen Stimme in dieser Debatte. Sie sieht die Regeländerung nicht nur als Schutz für die Spielerinnen, sondern auch als Chance, den Sport attraktiver zu machen – etwa durch kürzere, intensivere Turniere, die die Spannung erhöhen.
Die WTA hat bisher nicht offiziell auf Azarenkas Äußerungen reagiert, doch die Diskussion ist in vollem Gange. Experten wie Pam Shriver, eine ehemalige Topspielerin und Kommentatorin, unterstützen ihre Ansicht: „Vika hat recht – der Kalender muss schlanker werden, wenn wir die besten Spielerinnen gesund halten wollen.“ Andere jedoch warnen vor den finanziellen Folgen. Größere Turniere bringen mehr Sponsorengelder und TV-Einnahmen – eine Reduktion könnte kleinere Events gefährden und die ohnehin angespannte Preisgeldverteilung verschärfen.
Für Azarenka ist die „große Frage“ nicht nur eine persönliche, sondern eine existenzielle für den Sport. „Wie wollen wir, dass Tennis in 10 oder 20 Jahren aussieht?“ fragte sie im Video. Ihre Antwort ist klar: Ein Sport, der seine Spielerinnen respektiert und fördert, anstatt sie auszulaugen. Ob ihre Forderung Gehör findet, wird sich zeigen – die kommenden Monate, insbesondere die Turniere in Indian Wells und Miami im März 2025, könnten ein Testfeld sein. Azarenka selbst plant, bei diesen Events anzutreten, und ihre Leistung könnte ihre Argumente zusätzlich untermauern.
Während die Tenniswelt auf die nächsten Schritte der WTA wartet, hat Azarenka bereits erreicht, was sie oft tut: eine Debatte angestoßen, die niemand ignorieren kann. Ihre Worte sind ein Weckruf – nicht nur für die Verantwortlichen, sondern auch für Fans und Spielerinnen, die sich fragen, wie lange der現状 còn duy trì được. Der Ball liegt nun bei der WTA: Wird sie die Regeln anpassen und die Zukunft des Tennis nachhaltiger gestalten? Oder bleibt Azarenkas „große Frage“ vorerst unbeantwortet? Eines steht fest: Mit ihrer Standhaftigkeit hat sie einmal mehr bewiesen, dass sie nicht nur auf dem Platz, sondern auch daneben eine Kraft ist, mit der man rechnen muss.