Am 15. März 2025 erlebte die Tenniswelt in Indian Wells ein Drama, das niemand erwartet hatte. Carlos Alcaraz, der zweimalige Titelverteidiger und einer der größten Stars des modernen Tennis, musste sich in einem turbulenten Halbfinale gegen den Briten Jack Draper geschlagen geben. Das Match endete mit 6:1, 0:6 und 6:4 zugunsten von Draper, der damit nicht nur Alcaraz’ 16-Spiele-Siegesserie in der kalifornischen Wüste beendete, sondern auch seinen ersten Einzug in ein Masters-1000-Finale sicherte. Für Alcaraz war diese Niederlage ein bitterer Rückschlag, und in der anschließenden Pressekonferenz ließ der Spanier seinen Gefühlen freien Lauf, während er versuchte, die Gründe für sein Scheitern zu erklären.

Der 21-jährige Alcaraz kam sichtlich niedergeschlagen in den Presseraum. “Diese Niederlage tut weh”, begann er, die Enttäuschung deutlich in seiner Stimme hörbar. “Ich will keinen einzigen Match verlieren, aber dieser hier war für mich besonders wichtig. Es war ein schwieriger Tag.” Der Spanier, der in Indian Wells die Chance hatte, als jüngster Spieler überhaupt dreimal hintereinander ein ATP-Turnier zu gewinnen, gab zu, dass er von Anfang an nicht in der Lage war, sein gewohntes Spiel zu zeigen. “Ich war den ganzen Tag über nervös”, erklärte er. “Das war wohl der größte Unterschied heute. Ich konnte nicht mit der Lockerheit spielen, die ich normalerweise habe.”
Das Match selbst war eine Achterbahnfahrt der Emotionen. Im ersten Satz wirkte Alcaraz völlig von der Rolle. Mit 13 ungezwungenen Fehlern und einer mageren Quote von nur 38 Prozent erster Aufschläge war er kaum wiederzuerkennen. Draper nutzte dies gnadenlos aus und sicherte sich den Satz in nur 23 Minuten mit 6:1. “Das war wahrscheinlich einer der schlechtesten Sätze, die ich in meiner Karriere gespielt habe”, gab Alcaraz später zu. Doch der Spanier wäre nicht der Champion, der er ist, wenn er nicht zurückgeschlagen hätte. Im zweiten Satz drehte er den Spieß um, fand plötzlich seinen Rhythmus und fegte Draper mit 6:0 vom Platz. Es schien, als hätte er das Momentum zurückgewonnen.

Der entscheidende dritte Satz brachte jedoch die Wende – und eine Kontroverse. Bei einem Stand von 1:1 und 15:15 am Aufschlag von Alcaraz entschied der Schiedsrichter zunächst, dass ein Ball von Draper doppelt aufsprang, bevor dieser ihn erreichte. Alcaraz hatte den nächsten Schlag verfehlt, doch Draper forderte eine Videowiederholung an. Die Überprüfung zeigte, dass der Ball tatsächlich nur einmal aufsprang, und der Punkt wurde Draper zugesprochen. Dieser Moment schien Alcaraz aus dem Konzept zu bringen. “Ich habe mich danach nicht mehr richtig gefangen”, sagte er. Kurz darauf verlor er sein Aufschlagspiel, und Draper nutzte die Chance, um mit einem weiteren Break auf 4:2 davonzuziehen. Obwohl Alcaraz einen der Breaks zurückholte, konnte er das Blatt nicht mehr wenden. Draper hielt am Ende die Nerven und siegte nach knapp zwei Stunden.
In der Pressekonferenz reflektierte Alcaraz nicht nur über das Spiel, sondern auch über seine mentale Verfassung. “Was hätte ich besser machen können? Einfach meinen Stil spielen und mit weniger Nerven auf den Platz gehen”, sagte er selbstkritisch. “Ich war mehr mit seinem Spiel beschäftigt als mit meinem eigenen. Wenn du mehr über den Gegner nachdenkst als über dich selbst, ist das ein großes Problem.” Der Spanier, der normalerweise für seine Gelassenheit und seinen Fokus bekannt ist, wirkte ungewohnt angespannt – ein Zustand, den er schon vor dem Match gespürt hatte. Bilder zeigten ihn vor dem Spiel auf einem Fahrrad beim Aufwärmen, mit ernstem Gesichtsausdruck und in intensiver Diskussion mit seinem Trainer Juan Carlos Ferrero.
Trotz der Enttäuschung fand Alcaraz auch lobende Worte für seinen Gegner. “Jack hat heute besser mit seinen Nerven umgegangen als ich”, sagte er anerkennend. “Ich erinnere mich, wie er im Januar in Australien gegen mich aufgeben musste. Damals sagte ich ihm, dass er eines Tages da sein wird, wo er hingehört. Und er verdient es, im Top 10 zu stehen und sein erstes Masters-1000-Finale zu spielen. Ich freue mich für ihn, denn ich habe nie an seinem Niveau gezweifelt.” Diese Großzügigkeit zeigt, warum Alcaraz nicht nur als Spieler, sondern auch als Persönlichkeit so geschätzt wird.
Die Niederlage markiert das Ende eines Kapitels für Alcaraz in Indian Wells, einem Turnier, das er selbst als “besonders” bezeichnete. Doch der Spanier ist bekannt dafür, aus Rückschlägen zu lernen. “Wie lange wird es dauern, diese Enttäuschung zu überwinden? Nicht lange”, versprach er. “Ich sehe mich als jemanden, der aus Fehlschlägen lernt. Als ich hier das letzte Mal in den Halbfinalen verlor [2022], habe ich danach Miami gewonnen. Ich werde es wieder versuchen.” Mit diesem Optimismus blickt er bereits auf das nächste Turnier, den Miami Open, wo er seine Form wiederfinden will.
Für Alcaraz war dieser Tag ein seltener Moment der Schwäche, doch seine Reaktion zeigt die Reife eines Champions. Während Draper nun die Chance hat, seinen ersten Masters-1000-Titel gegen Holger Rune zu holen, plant Alcaraz seine Rückkehr – entschlossen, stärker als je zuvor zurückzukommen. “Wir werden nächstes Jahr besser zurück sein”, schrieb er später auf X und wünschte Draper viel Erfolg im Finale. Für die Tenniswelt bleibt klar: Diese Niederlage mag schmerzhaft sein, aber sie wird Alcaraz nicht aufhalten.